Kompass – AntiRa – Newsletter Nr. 82, Oktober 2019

 

+++ Auf Lesvos: 10 Jahre Welcome to Europe +++ Im Dauereinsatz: 5 Jahre WatchTheMed Alarm Phone +++ De-Confiscation Now! - Statement zum Malta-Gipfel +++ 3.-6.10. in Jena: 25 Jahre The Voice Refugee Forum +++ 5.10. in Pforzheim: Aktionstag gegen Abschiebehaft +++ 10.10. in Berlin: Premiere der Mittelmeer-Monologe +++ 12.-14.10 in Erfurt: Treffen von We`ll Come United +++ 18.-20.10. in Berlin: Strategiekonferenz der Bewegungsstiftung +++ 21.10. in Berlin: „Rückkehr um jeden Preis?“ - Medico-Veranstaltung +++ Kampagne „ich against Abschiebung“ +++ Rundbrief Nr. 3 von „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?!“ +++ Rückblicke: 24.8. in Dresden: Unteilbar und Power Parade Block; 31.8. in Paderborn und Büren: Grossdemo gegen 100 Jahre Abschiebehaft; 20.9. Globaler Streik der Klima(gerechtigkeits)bewegung +++ Ausblick: 1.-3.11.: Tribunal goes Chemnitz +++

Liebe Freundinnen und Freunde,

Zehn Jahre Welcome to Europe, fünf Jahre WatchTheMed Alarm Phone: zwei transnationale Netzwerke sind mehr denn je aktiv und haben angesichts des anhaltend repressiven bis tödlichen EU-Grenzregime wenig Grund zum Feiern. Doch sie können auf eine kontinuierliche und effektive Praxis zurückblicken, die quer durch Europa Spuren hinterlassen, solidarische Strukturen aufgebaut sowie unzählige Freundschaften geknüpft hat.

www.w2eu.info ist im September 2009 - mitten aus den Kämpfen während des Nobordercamps auf Lesvos - hervorgegangen. Insofern war es kein Zufall, dass in den vergangenen Tagen über 60 AktivistInnen mit allen möglichen Migrationserfahrungen auf dieser griechischen Insel erneut zusammenkamen, siehe http://lesvos.w2eu.net. Sie protestierten mit Musik-Flashmobs und Memorials im und gegen den Monster-Hot-Spot Moria und waren aber vor allem in dem Bemühen unterwegs, die Menschen im Transit zu ermutigen, nicht zuletzt mit den dortigen Kampferfahrungen aus den vergangenen zehn Jahren.

alarmphone.org startete im Oktober 2014 als Notruf-Projekt gegen das Sterben-Lassen auf See im zentralen Mittelmeer. Doch zeitgleich wurden Alarmpläne für die Ägäis wie auch für Überfahrten aus Marokko nach Spanien erarbeitet. Insgesamt über 2800 Boote hat das Hotline-Projekt in den letzten fünf Jahren auf allen drei Fluchtrouten begleitet und unterstützt. Es ist heute besser denn je in den jeweiligen Regionen und Communities der Geflüchteten und MigrantInnen verankert. 

Welcome to Europe wie auch Alarm Phone haben sich zu kontinuierlichen Infrastrukturen für das Recht auf Bewegungsfreiheit entwickelt, die der Hartnäckigkeit der Migrationsbewegungen im Kampf gegen das EU-Grenzregime folgen. Sie bilden praktische Ansätze für „Korridore der Solidarität“ von den Außengrenzen bis in die Innenstädte. Oder wie auch die demnächst erscheinende 5-Jahres-Broschüre des Alarm Phone betitelt ist: „From the Sea to the City“

40.000 Menschen haben am 24. August 2019 die Straßen Dresdens mit Solidarität gefüllt – das war kein Zeichen, das ist eine Ansage! Wir haben unmissverständlich klargemacht: Gemeinsam stellen wir uns nicht nur gegen den Rechtsruck, sondern kämpfen für eine andere, eine offene und freie Gesellschaft…“ So formuliert der Unteilbar-Koordinationskreis sehr treffend in einer ersten Einschätzung zur großartigen Mobilisierung in und nach Sachsen. We`ll Come United hat maßgeblich den Power Parade Block mit organisiert, in dem über 10.000 Menschen den riesigen Demonstrationszug mit zehn Motivwägen angeführt hatte, siehe auch https://www.welcome-united.org/de/trucks-3/

„MigrAntifa“ war eines der zentralen Schlagwörter, um für die Mobilisierung in Dresden neue Such- und Verbindungsprozesse zum Ausdruck zu bringen. In Erfurt findet im Oktober das nächste Treffen von We`ll Come United statt, in dem entsprechende weitere Schwerpunkte definiert und Strukturen ausgebaut werden sollen. Eine Woche später lädt die Bewegungsstiftung zur Strategiekonferenz nach Berlin ein. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Massenmobilisierungen der Klima(Gerechtigkeits)Bewegung soll mit vielen Aktivist*innen aus verschiedensten Bewegungen ein gemeinsamer Denkraum zum bewegungsübergreifenden Austausch geschaffen werden.

Verknüpfungsprozesse! Wir halten diese für entscheidend, wenn wir uns gegenseitig stärkend weiterkommen wollen in Richtung einer sozial-ökologischen Transformation.“ So begründet die Initiative „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?!“ ihre Beteiligung an besagter Konferenz und wir werden im AntiRa-Kompass im November über all diese perspektivischen Diskussionen für den „Aufbruch in die 2020er Jahre“ ausführlicher berichten. 

Mit solidarischen Grüßen vom Kompass-Team